Printmedien am Wendepunkt: Lokale Stärke als Schlüssel zur Zukunft
- Maxim Makedonsky
- 14. Feb.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 18. Feb.
Naters. 17.02.2025
Ein Beitrag von Maxim Makedonsky

Die Schweizer Printmedien stehen vor einer gewaltigen Herausforderung. Sinkende Abonnentenzahlen, steigende Produktionskosten und die zunehmende Dominanz digitaler Plattformen bedrohen die Zukunft klassischer Zeitungen und Magazine. Gleichzeitig sind Leserinnen und Leser immer weniger bereit, für journalistische Inhalte zu zahlen, wenn diese online kostenlos verfügbar sind. Doch die Krise der Printmedien ist nicht nur eine Bedrohung – sie bietet auch neue Chancen für den Journalismus. Während sich die Branche verändert, entstehen innovative digitale Geschäftsmodelle, neue Formen der Berichterstattung und alternative Finanzierungswege. Investigativer Journalismus, lokale
Berichterstattung und personalisierte digitale Angebote haben das Potenzial, Leser langfristig zu binden und eine nachhaltige Zukunft für die Medienlandschaft zu schaffen.

Das Ende der Vielfalt? Warum Schweizer Printmedien ums Überleben kämpfen
Kostenloser Zugang zu digitalen Inhalten
Ein weiteres Problem ist, dass viele Nachrichten kostenlos im Internet verfügbar sind. Leserinnen und Leser sind zunehmend weniger bereit, für Inhalte zu bezahlen, wenn sie diese auf anderen Plattformen gratis konsumieren können. Zwar setzen einige Schweizer Medienhäuser auf Bezahlschranken (Paywalls), doch der Erfolg ist begrenzt – vor allem, wenn Konkurrenten weiterhin kostenlose Inhalte anbieten.
Höhere Produktions- und Vertriebskosten
Der Druck und Vertrieb von Printmedien ist teuer. Papier- und Druckkosten sind gestiegen, und der Vertrieb gedruckter Zeitungen über Post und Kioske verursacht zusätzliche Ausgaben. Gleichzeitig erfordert die digitale Transformation Investitionen in technische Infrastruktur, IT-Sicherheit und digitale Redaktionssysteme – eine finanzielle Doppelbelastung für viele Verlage.
Politischer und gesellschaftlicher Druck
Die Krise der Printmedien hat auch eine politische Dimension. In der Schweiz wird immer wieder über staatliche Medienförderung diskutiert. Während einige fordern, dass der Bund Verlage stärker unterstützen sollte, argumentieren Kritiker, dass dies die Unabhängigkeit der Presse gefährden könnte. Gleichzeitig sorgt die Konzentration von Medienhäusern für Sorgen um die Meinungsvielfalt, da Fusionen und Schliessungen kleinerer Zeitungen die Medienlandschaft ausdünnen.
Kostensteigerungen
Die Produktion von Printmedien ist mit hohen Kosten verbunden, insbesondere für Papier und Druck. Diese Kosten müssen durch Werbeeinnahmen und Abonnements gedeckt werden, was angesichts des sinkenden Marktes eine Herausforderung darstellt. Zudem erhöhen sich die Kosten für den internationalen Presseversand, was besonders kleinere Verlage belastet
Medienkonzentration und Verlust der Vielfalt
Die Medienkonzentration in der Schweiz stellt eine Gefahr für die Meinungsvielfalt und die Qualität der Berichterstattung dar. Die Schliessung von Druckereien und die Zusammenlegung von Redaktionen führen zu einer Vereinheitlichung der Inhalte und einem Verlust an regionaler Berichterstattung

Zukunft der Printmedien: Lokale Stärke als Erfolgsfaktor
Lokale Relevanz
Printmedien haben weiterhin eine starke Position im lokalen Bereich, wo Online-Medien oft nicht so präsent sind. Regionale Zeitungen und Magazine bieten eine Plattform für lokale Informationen und Geschichten, die für die Leserschaft von Bedeutung sind. Die Zukunft der Printmedien sehen Medienexperten im lokalen Bereich, da dieser für den Online-Markt nicht attraktiv und daher noch nicht abgedeckt ist-
Nische und Spezialisierung
Printmedien können sich auf spezifische Nischenmärkte konzentrieren, wie z.B. hochwertige Magazine oder Fachzeitschriften, die eine gezielte Leserschaft ansprechen und somit eine stabile Basis für Abonnements und Werbung bieten. Die Einführung neuer Technologien wie KI und Automatisierung im Corporate Publishing ermöglicht es, effizientere Workflows zu schaffen und personalisierte Inhalte zu liefern.
Hyperlokale Inhalte als USP
Gemeindeblätter wie das «Zürcher Unterländer» (Auflage: 45.000) beweisen: Lokalberichterstattung über Vereine, Schulprojekte oder Bauvorhaben bleibt unersetzlich. 78% der Leser:innen geben in Umfragen an, dass sie dafür gezielt Printmedien nutzen. Mitgliederzeitschriften für Vereine und Organisationen sind zurzeit stark im Trend.
Crossmedialität
Die Integration von Print- und Onlinekanälen bietet Chancen für eine umfassendere Reichweite und eine bessere Ansprache der Zielgruppe. Unternehmen nutzen Printmedien als Teil einer integrierten Kommunikationsstrategie, um ihre Botschaften zu verstärken. Einige Medien können Leserverluste auf der Printseite im Online-Bereich wettmachen oder zumindest abfedern
Community-Building und Events
Viele Verlage haben das Potenzial, ihre Marke über den Printbereich hinaus zu stärken. Events, exklusive Lesertreffen oder Webinare mit Journalisten und Experten können das Publikum enger an eine Zeitung oder Zeitschrift binden. Die Kombination von gedruckten Inhalten mit interaktiven Formaten schafft eine stärkere Leserbindung.
Diese Punkte zeigen, dass Printmedien trotz aller Herausforderungen nicht vom Aussterben bedroht sind – sie müssen sich nur neu erfinden und ihre Stärken gezielt ausspielen
Medienförderung und Unterstützung
Die indirekte Presseförderung durch den Bund und die Diskussionen über eine zukunftsgerichtete Medienförderung bieten Chancen für die Printmedien. Es wird über eine Erhöhung der Subventionen für die Zustellung von Regional- und Lokalzeitungen diskutiert, um den Medienhäusern finanziellen Spielraum für die digitale Transformation zu geben. Die Printmedien in der Schweiz stehen 2025 vor der Herausforderung, sich in einer zunehmend digitalisierten Welt zu behaupten.
Trotz des Rückgangs der Reichweite und der Werbeeinnahmen bieten sie weiterhin eine wichtige Plattform für lokale Informationen, Glaubwürdigkeit und Spezialisierung. Durch die Integration von digitalen Kanälen und innovative Ansätze im Content Marketing können Printmedien ihre Relevanz bewahren und neue Wege finden, um ihre Zielgruppen zu erreichen und zu binden. Die Zukunft der Printmedien liegt in der Geschäftsmodellinnovation und der Anpassung an die Bedürfnisse der Leser, insbesondere im lokalen Bereich.
Printmedia sind wichtig für lokale Geschäfte