Was ist Social Hacking? Von der Schwachstelle zum Sicherheitsfaktor
- Maxim Makedonsky
- 24. März
- 4 Min. Lesezeit
Naters, 24.03.2025
Ein Beitrag von Maxim Makedonsky

In einer Zeit, in der Cyberbedrohungen immer raffinierter werden, stellt Social Hacking eine besonders tückische Gefahr für Schweizer KMUs dar. Während technische Sicherheitsmaßnahmen wie Firewalls und Antivirenprogramme zum Standard gehören, bleibt eine entscheidende Schwachstelle oft unzureichend geschützt: der Mensch. Cyberkriminelle setzen gezielt auf die Manipulation von Mitarbeitenden, um Zugang zu sensiblen Unternehmensdaten zu erlangen. Dieser Artikel beleuchtet, wie Social Hacking funktioniert, warum besonders KMUs gefährdet sind, und welche Schutzmaßnahmen wirksam implementiert werden können. Mit dem Schwerpunkt auf den Ansatz von "Mr. Unknown" und IT4iNT zeigen wir, wie kombinierte virtuelle und physische Sicherheitsüberprüfungen das Sicherheitsniveau in Schweizer Unternehmen nachhaltig verbessern können.
Was ist Social Hacking und warum ist es so gefährlich? In der Schweiz, einem Land das für seine digitale Infrastruktur und internationalen Wirtschaftsverbindungen bekannt ist, werden KMUs zunehmend zur Zielscheibe von Cyberkriminellen. Eine besonders gefährliche Methode ist dabei das Social Hacking – eine Angriffsstrategie, die nicht primär auf technische Schwachstellen, sondern auf die Manipulation von Menschen abzielt. Laut aktuellen Zahlen des Digitalverbands Bitkom sind mittlerweile fast 45 Prozent aller Unternehmen von Social-Engineering-Vorfällen betroffen, und besorgniserregend ist, dass 15 Prozent der Betriebe sogar von häufigen Angriffen berichten.
Was macht Social Hacking so gefährlich? Im Gegensatz zu rein technischen Angriffen umgeht diese Methode traditionelle Sicherheitsmaßnahmen wie Firewalls oder Virenschutz, indem sie die menschliche Komponente ins Visier nimmt. Social Hacker nutzen psychologische Taktiken, um Vertrauen zu gewinnen, Ängste zu schüren oder Neugierde zu wecken – alles mit dem Ziel, an sensible Informationen zu gelangen oder Zugang zu Systemen zu erhalten.
Psychologische Grundlagen des Social Hacking
System 1 vs. System 2: Wie Angreifer das schnelle Denken ausnutzen
Ein wichtiger psychologischer Mechanismus, den Social Hacker ausnutzen, ist die Aktivierung des sogenannten System 1-Denkens. Dieses System, vom Nobelpreisträger Daniel Kahneman erforscht, arbeitet automatisch, schnell und intuitiv. Es unterstützt Menschen bei allen wiederkehrenden Aufgaben des täglichen Ablaufs und wird besonders aktiv, wenn Menschen unter Druck stehen oder routinierte Tätigkeiten ausführen.

Die Macht der Autorität
Ein besonders effektives Werkzeug im Arsenal von Social Hackern ist die Ausnutzung von Autoritätshörigkeit. Menschen neigen dazu, Anweisungen von vermeintlichen Autoritätspersonen zu befolgen, selbst wenn sie Zweifel haben. In Unternehmen kann dies ausgenutzt werden, indem sich Angreifer als Vorgesetzte, IT-Mitarbeiter oder externe Prüfer ausgeben.
Ausgenutzte menschliche Eigenschaften
Social Engineers oder Social Hacker machen sich grundlegende menschliche Eigenschaften und Verhaltensweisen geschickt zunutze. Sie spielen dabei sowohl mit positiven als auch mit negativen Emotionen, darunter:
Vertrauen und Sympathie
Hilfsbereitschaft
Angst und Unsicherheit
Gehorsam und Autoritätshörigkeit
Neugierde
Stress oder Zeitdruck
Diese Eigenschaften werden gezielt ausgenutzt, um Menschen zu manipulieren und zu unüberlegten Handlungen zu bewegen. Besonders wirksam ist dabei die Kombination mehrerer Faktoren, die sich gegenseitig verstärken können.
Warum Schweizer KMUs besonders gefährdet sind
Schweizer KMUs sind oft das perfekte Ziel, weil sie:
Begrenzte Ressourcen für IT-Sicherheit haben.
Weniger geschulte Mitarbeiter im Umgang mit Cyberbedrohungen.
Wertvolle Daten besitzen, die für Angreifer attraktiv sind.
Vertrauensbasierte Beziehungen pflegen, die Angreifer ausnutzen können.

Effektive Trainingskonzepte für Schweizer KMUs
Aufbau eines ganzheitlichen Schulungsprogramms
Ein wirksames Schulungsprogramm gegen Social Hacking muss mehrere Dimensionen abdecken. Die Erfahrungen der IT4NT im Zusammenschluss Schweizer Unternehmen, zeigen folgende Erfolgsfaktoren:
Bedarfsanalyse: Vor Implementierung eines Schulungsprogramms sollte eine Bestandsaufnahme der spezifischen Risiken erfolgen. Die Pharmafirma Novartis nutzt dafür simulierte Phishing-Kampagnen, um Schwachstellen zu identifizieren.
Multimodales Lernen: Erfolgreiche Programme kombinieren verschiedene Lernformate wie Präsenzschulungen, E-Learning und praktische Übungen. Die Zürcher Kantonalbank konnte durch diesen Ansatz die Erkennungsrate von Phishing-E-Mails um 47% steigern.
Kontinuierliches Training: Einmalige Schulungen zeigen nur kurzzeitige Wirkung. Langfristiger Erfolg erfordert regelmäßige Auffrischungen und Updates.
Aufbau einer positiven Sicherheitskultur
Der nachhaltigste Schutz entsteht durch eine positive Sicherheitskultur im Unternehmen:
Sicherheit als gemeinsame Verantwortung aller Mitarbeiter
Offener Umgang mit Sicherheitsvorfällen ohne Schuldzuweisungen
Anerkennung für sicherheitsbewusstes Verhalten
Die Swisscom hat diesen Ansatz mit ihrem "Security Champions"-Programm erfolgreich umgesetzt und konnte die Melderate für verdächtige Vorfälle um 126% steigern.
Der unterschätzte physische Zugriff
Während viele Unternehmen den Fokus auf digitale Sicherheit legen, wird die Gefahr physischer Angriffe oft unterschätzt. Typische Methoden umfassen:
Das Platzieren manipulierter USB-Sticks auf Firmenparkplätzen
Das Ausnutzen von Mitarbeitern, die aus Höflichkeit Türen aufhalten ("Tailgating")
Das Abhören von Gesprächen in öffentlichen Bereichen
Das Erlangen von Zugang zu ungesicherten Netzwerkdosen
Ein besonders alarmierendes Szenario beschreibt die IT4iNT GmbH: "Stellen Sie sich vor: Jemand verschafft sich unbemerkt Zutritt zu Ihrem Gebäude, geht zum Serverraum, verbindet unauffällig ein Gerät mit Ihrem Netzwerk und plötzlich haben Cyberkriminelle Zugriff auf sensible Daten. Das ist keine Fiktion, sondern eine reale Bedrohung für Schweizer KMUs."

Der Ansatz von Mr. Unknown und IT4iNT: Kombinierte Sicherheitsüberprüfungen
Die IT4iNT GmbH hat mit Mr. Unknown einen innovativen Ansatz entwickelt, der die Grenzen zwischen digitaler und physischer Sicherheit überwindet. Anders als herkömmliche Sicherheitsüberprüfungen, die sich entweder auf IT-Systeme oder auf physische Sicherheit konzentrieren, kombiniert dieser Ansatz beide Welten.
In diesem Artikel behandeln wir die Säule und das Thema: Social Hacking & physische Sicherheitsrisiken
Diese umfassende Überprüfung kombiniert IT-Schwachstellenanalysen mit physischen Interaktionstests. Das Team simuliert Versuche, physisch in Unternehmensräume einzudringen, Zugang zu Servern zu erlangen oder interne Angriffe mittels USB-Sticks durchzuführen. Der Fokus liegt dabei nicht auf der IT selbst, sondern auf der Reaktion der Mitarbeitenden.

Von der Schwachstelle zum Sicherheitsfaktor: Mitarbeitende als erste Verteidigungslinie
Der Ansatz von IT4iNT transformiert Mitarbeitende von potenziellen Schwachstellen zu aktiven Sicherheitsfaktoren. Anstatt sie lediglich als Risikofaktor zu betrachten, werden sie zu einer effektiven ersten Verteidigungslinie ausgebildet.
Der Mensch bleibt das Herzstück jedes Unternehmens und damit auch seiner Sicherheit. Das Ziel ist es, Mitarbeitende zu befähigen, potenzielle Bedrohungen zu erkennen und angemessen zu reagieren – sei es bei verdächtigen E-Mails, ungewöhnlichen Telefonanrufen oder fremden Personen im Büro.
Dieser Kulturwandel hin zu mehr Sicherheitsbewusstsein ist ein langfristiger Prozess, der kontinuierliche Aufmerksamkeit erfordert. Regelmäßige Schulungen, praxisnahe Übungen und offene Kommunikation über Sicherheitsthemen sind dabei entscheidende Erfolgsfaktoren.
Das praxiserprobte Vorgehen der IT4NT
Grundidee von Mr.Unknowns Security Package
Social Hacking stellt eine der größten Bedrohungen für die Informationssicherheit von Schweizer KMUs dar. Im Gegensatz zu rein technischen Angriffen zielt es auf den Menschen ab – mit seinen natürlichen Verhaltensweisen und Emotionen.
Der von IT4iNT entwickelte Ansatz mit Mr. Unknown bietet eine praxisnahe Lösung, die speziell auf die Bedürfnisse und Ressourcen von Schweizer KMUs zugeschnitten ist. Durch die Kombination virtueller und physischer Sicherheitsüberprüfungen werden Schwachstellen identifiziert, bevor Cyberkriminelle sie ausnutzen können.
Wertvoll für unsere betriebliche und finanzielle Sicherheit. Danke für den Beitrag.
Super Artikel, gut geschulte Mitarbeiter bezüglich Social Hacking ist wichtig und auch wertvoll, um eine grossen "Reputation"- Schaden zu vermeiden.
Topaktueller und sehr hilfreicher Artikel, super.
Ein grosses Dankeschön an Herrn Makedonsky für diesen differenzierten und praxisnahen Beitrag zu einem Thema, das leider oft unterschätzt wird. Social Hacking betrifft nicht nur die IT-Abteilungen, sondern die gesamte Unternehmenskultur – vom Empfang bis zur Geschäftsleitung.
Wir bei IT4iNT sind überzeugt: Der Mensch ist nicht die Schwachstelle – er kann zur stärksten Verteidigungslinie werden. Genau deshalb setzen wir mit unserem Mr. Unknown Team auf realitätsnahe, kombinierte Testszenarien, die nicht nur technische, sondern auch physische und soziale Angriffspunkte abdecken.
Unser Ziel ist es, nicht Angst zu verbreiten, sondern Bewusstsein zu schaffen – praxisnah, mit einem Augenzwinkern und immer lösungsorientiert.
Sehr spannend, danke!